Reingehört beim Sozialverband VdK Baden-Württemberg

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00:00:02: Herzlich willkommen zu einer neuen Podcastfolge von Reingehört beim Sozialverband VdK Baden-Württemberg.

00:00:08: Was Patientinnen und Patienten wirklich interessiert.

00:00:12: Mein Name ist Andrea Pfennig und heute sprechen wir über ein Thema, das die Gesundheitsversorgung in Deutschland

00:00:18: in puncto Digitalisierung

00:00:21: massiv voranbringen soll.

00:00:23: Die elektronische Patientenakte.

00:00:26: Kurz EPA.

00:00:28: Vielleicht erinnern Sie sich.

00:00:30: Vor rund einem Jahr im Oktober, im October, haben wir hier im Podcast schon einmal ausführlich über die EPA gesprochen.

00:00:37: Damals war vieles noch Zukunftsmusik.

00:00:39: Heute, ein Jahr später, wollen wir gemeinsam zurückschauen.

00:00:43: Wie lief der Staat?

00:00:45: Welche Erfahrungen gibt es bislang?

00:00:47: Und wo

00:00:47: hakt es noch?

00:00:49: Dazu habe ich wieder unsere VdK-Patientenberaterin und Expertin Jelka Pinteritsch bei mir.

00:00:54: Schön, dass Sie da sind, Frau Pinteritsch.

00:00:56: Guten Tag, Frau Pfennig.

00:00:57: Es ist gut, dass wir das Thema wieder aufgreifen, denn es ist immer noch aktuell.

00:01:03: Vielleicht fangen wir mit einem kurzen Rückblick an.

00:01:06: Vor einem Jahr haben wir erklärt, die EPA soll ein digitaler Gesundheitsordner sein, in dem Patientinnen und Patienten ihre medizinischen Daten sammeln können.

00:01:17: Inzwischen hat sich einiges getan.

00:01:20: Start der elektronischen Patientenakte war am fünftzehnten ersten, zwanzig, fünfundzwanzig und seit Ende April können sie alle gesetzlich Versicherten nutzen.

00:01:29: Das war ein echter Wendepunkt, oder?

00:01:32: Ja genau, das war der Wendepunkt.

00:01:35: Die elektronische Patientenakte, also die EPA, die gibt es schon.

00:01:39: Lange, schon seit zwanzig, einundzwanzig, aber bisher galt nur wer die EPA aktiv beantragte, bei dem wurde sie auch eingerichtet.

00:01:48: Das nennt sich Opt-in-Verfahren.

00:01:50: Aber allerdings haben nur sehr wenige dieses Verfahren genutzt.

00:01:53: Weniger als ein Prozent der gesetzlichen Versicherten hatten tatsächlich eine EPA.

00:01:58: Seit diesem Jahr haben nun alle gesetzlichen Versicherten automatisch eine E-Per, sofern sie nicht aktiv widersprochen haben.

00:02:05: Dieses Verfahren heißt Opt-Out-Verfahren und war Teil der Strategie unseres ehemaligen Gesundheitsministers Karl Lauterbach, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben.

00:02:19: Und wie ging diese Strategie mit dem Opt-Out-Verfahren auf?

00:02:23: Also wie viele Menschen haben denn Widerspruch eingelegt gegen die Erstellung einer EPA?

00:02:28: Tatsächlich viel weniger als ursprünglich erwartet.

00:02:31: Man sprach im Vorfeld von rund zwanzig Prozent Ablehnung.

00:02:35: Tatsächlich liegt aktuell die durchschnittliche Widerspruchskwote nach Auskunft des GKV-Spitzenverbandes bei gut fünf Prozent.

00:02:43: Insofern kann man die Strategie als erfolgreich betrachten.

00:02:47: Übrigens können Sie auch jetzt noch widersprechen, wenn Sie die EPA nicht nutzen wollen, dann wird die bereits eingerichtete EPA komplett gelöscht.

00:02:57: Tatsächlich gehört ich persönlich auch zu denjenigen, die nicht widersprochen haben.

00:03:01: Die versprochenen Vorteile der EPA haben mich überzeugt.

00:03:05: Aber vielleicht fassen Sie diese Vorteile nochmal ganz kurz für unsere Hörerinnen und Hörer zusammen, Frau Pinderitsch.

00:03:11: Ja, das mache ich gerne.

00:03:13: Der größte Vorteil der EPA ist, dass alle wichtigen Gesundheitsdaten an einem zentralen Ort digital verfügbar sind und das ein Leben lang.

00:03:23: Das bedeutet die Medialfall, also keine Zettelwirtschaft mehr, weniger Doppeluntersuchung, eine bessere Übersicht über Medikamente, damit weniger Risiko für Wechselwirkungen.

00:03:34: Und auf die Daten können Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser zugreifen.

00:03:41: Sie sind also im Notfall sofort über bestehende Krankheiten, Medikamente oder zum Beispiel Allergien informiert und dadurch wird natürlich die Behandlung sicherer.

00:03:51: Bisher bekamen die Patienten im Rahmen ihres Einsichtsrechts Kopien von Arztbriefen oder befunden und haben diese zum Beispiel in einem Ordner zu Hause aufbewahrt.

00:04:02: In der EPA werden sie jetzt automatisch gespeichert.

00:04:06: So können keine wichtigen Informationen mehr handen kommen, also auch nicht bei einem Umzug.

00:04:11: Das klingt super.

00:04:12: Aber ganz ehrlich, ich habe meine EPA, die es ja dann bereits seit Ende April geben muss, noch nie gesehen.

00:04:20: Ja, das geht vielen so.

00:04:22: Die elektronische Patientenakte befindet sich nämlich auf einem virtuellen Server, einem Cloud-Speicher in der Telematik-Infrastruktur.

00:04:31: Das ist ein bundesweites Netzwerk für sicheren Datentransfer im Gesundheitswesen.

00:04:36: Sie selbst können über eine App ihrer Krankenkasse auf diese EPA zugreifen.

00:04:41: Aber dazu muss man natürlich erst mal selbst aktiv werden.

00:04:45: Und ja, tatsächlich nutzen noch lange nicht alle Versicherten diese App.

00:04:49: Gerade ältere oder schwer erkrankte Menschen stoßen da oft auf

00:04:53: Hürden.

00:04:54: Dazu muss man auch wissen, jede Krankenkasse hat eine eigene EPA-App.

00:04:59: Es gibt da kein einheitliches System.

00:05:01: Oh je, das klingt ja gleich kompliziert.

00:05:03: Ja, tatsächlich ist das auch einer der Hauptkritikpunkte.

00:05:07: Ja, zunächst müssen Sie als erst mal die App in Ihrem App Store oder auf der Seite Ihrer Krankenkasse finden.

00:05:14: Dann müssen Sie in der Lage sein, diese auf Ihr Smartphone zu laden.

00:05:18: Auch der Anmeldeprozess bei der App ist nicht ganz simpel.

00:05:21: Hier gelten natürlich höchste Sicherheitsvorschriften und deswegen ist der Identifizierungsprozess auch etwas umständlich.

00:05:29: Weniger Digitale auf.

00:05:30: viele Menschen können hier schon an ihre Grenzen kommen.

00:05:34: Okay, jetzt weiß ich schon, was ich nach unserem Gespräch als Erstes mache.

00:05:38: Ich werde mir nämlich meine EPA-App besorgen und mich damit vertraut machen und dann auch meine älteren Familienmitglieder dabei helfen, sie zu installieren.

00:05:46: Aber was mich interessiert, wer kann denn jetzt schon alles in meine EPA reinschauen?

00:05:55: Das ist gesetzlich streng geregelt.

00:05:57: Zugriff haben natürlich sie selbst und standardmäßig ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte, auch Zahnarztpraxen, Psychotherapeuten, natürlich auch Apotheken und Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen, immer wenn sie gerade in Behandlung sind.

00:06:15: Dazu müssen Sie Ihre Gesundheitskarte einlesen lassen.

00:06:20: Und der Zugriff ist zeitlich begrenzt, je nachdem, wer auf die Epa zugreift.

00:06:24: In der Regel haben Ihre Ärzte und die Krankenhäuser neunzig Tage Zugriff, wenn Ihre versicherten Karte gesteckt wird.

00:06:32: Apotheken nur drei Tage.

00:06:35: Sie können den Zugriff auch untersagen oder Sie können festlegen, wie lange jemand Zugriff haben darf.

00:06:41: Und alle Zugriffe auf Ihre Patientenakte werden auch protokolliert.

00:06:45: Die Protokolle können Sie über die App einsehen oder einen Ausdruck bei der Ombudstelle Ihrer Krankenkasse fordern.

00:06:53: Und ganz wichtig, Ihre Krankenkasse kann die Inhalte nicht sehen, also die Inhalte der elektronischen Patientenakte.

00:07:01: Und auch wichtig, Sie als Patientin bestimmen selbst, wer Ihre EPA lesen darf.

00:07:08: Und wie konkret mache ich das jetzt, wenn ich zum Beispiel zum Zahnarzt gehe und nicht möchte, dass er den Befund meiner Gynäkologin in meiner EPA sieht?

00:07:17: Also in der EPA kann man Befunde auch verbergen.

00:07:20: Also wenn man nicht möchte, dass zum Beispiel der Zahnarzt den Gynäkologischen Befund sieht, dann kann man den Befund verbergen.

00:07:30: Und das Verbergen muss man dann wieder rückgängig machen, wenn der Hausarzt zum Beispiel den Befund sehen soll.

00:07:37: Alternativ kann man der Zahnarztpraxis den Zugriff auf die EPA verwehren.

00:07:42: Dann kann der Zahnarzt aber auch nichts eintragen.

00:07:44: Oder man weiß die Gynäkologin an, dass sie bestimmte Befunde nicht einstellen soll.

00:07:50: Das alles ist recht umständlich.

00:07:52: Also besser wäre es, wenn man bestimmte Dokumente ausschließlich für bestimmte Ärzte sichtbar machen könnte.

00:07:58: Zum Beispiel Hausarzt sollte befunden sein, der Zahnarzt aber nicht.

00:08:01: Da ist noch Verbesserungspotenzial.

00:08:05: Ja, das klingt tatsächlich so.

00:08:06: Es ist immer, wenn viele Möglichkeiten gegeben sind, macht das die Sache natürlich auch gleich wieder komplizierter.

00:08:12: Aber vielleicht noch ein Wort dazu.

00:08:15: Welche Daten überhaupt in der EPA landen?

00:08:18: Grundsätzlich sind das Diagnosen, Arztbriefe, befundene Laborergebnisse, auch Impfungen oder Rentenbilder, künftig auch Daten zur pflegerischen Versorgung, auch der elektronische Impfpass und der Medikationsplan mit Angaben zur Arzneimittelsicherheit.

00:08:36: Die Medikationsliste gibt es bereits in der EPA.

00:08:40: Sie enthält alle Rezepte, alle Ehrezepte, also alle verordneten Medikamente, die von der Apotheke abgegeben wurden.

00:08:48: Damit soll vermieden werden, dass gefährliche Wechselwirkungen übersehen werden.

00:08:54: Sie haben jederzeit das Recht, Dokumente abzulehnen, wenn sie nicht möchten, dass diese in ihrer EPA gespeichert werden.

00:09:00: Das ist zum Beispiel bei sensiblen Diagnosen, wie zum Beispiel psychischen Erkrankungen wichtig.

00:09:07: Ihr behandelnder Arzt oder ihre Ärztin muss sie über die Speicherung aufklären, wenn es um hochsensible Daten wie zum Beispiel um einen Schwangerschaftsabbruch, eine HIV-Infektion oder auch Geschlechtsumwandlung geht.

00:09:24: Bei Ergebnissen von genetischen Untersuchungen dürfen nur in der EPA gespeichert werden, wenn sie ausdrücklich, schriftlich oder elektronisch zustimmen.

00:09:37: Sie hatten eben jetzt gesagt, die Krankenkasse hat keinen Zugriff auf meine EPA.

00:09:42: Darf Sie denn Daten in meine EPA einstellen?

00:09:46: Ja, das darf Sie.

00:09:48: Also Ihre Krankenkasse darf Abrechnungsdaten einstellen.

00:09:51: Aber auch dem könnten Sie widersprechen.

00:09:55: Das kann relevant sein, wenn Sie nicht möchten, dass aufgrund der Abrechnungsdaten auf Ihre Diagnosen geschlossen werden kann.

00:10:02: Diagnosen ergeben sich nämlich nicht nur aus dem Befunden, sondern auch aus den Abrechnungsdaten der Krankenkassen.

00:10:09: Wie sieht es denn mit der Realität aus?

00:10:12: wird die Epa tatsächlich schon überall genutzt.

00:10:16: Also, wenn ich mich so zurück erinnere, hatte ich seit Ende April zwei Arzttermine und auch ein Medikament verschrieben bekommen.

00:10:24: Aber keiner meiner Ärzte hat mich auf meine Epa angesprochen.

00:10:28: Ja, das liegt daran, dass nicht alle Arztpraxen die nötige Software hatten.

00:10:33: Also, seit Ende April hätten Behandlungen der Ärztinnen und Ärzte die Epa lesen und auch mit Daten befüllen können.

00:10:40: Manche Praxen haben das getan, aber andere nicht, je nachdem wie die Praxis technisch ausgerüstet war.

00:10:46: Und jetzt seit Oktober sind alle Arztpraxen, Apotheken, Krankenhäuser verpflichtet, die EPA zu nutzen.

00:10:54: Also beim nächsten Arztbesuch müsste also ihre Arztpraxis den Laborwund in die EPA hochladen, außer sie wollen das nicht.

00:11:02: Dann müssen sie das ihrem Arzt sagen.

00:11:04: Kann aber sein, dass bei einigen Praxen die Software immer noch nicht funktioniert und die EPA immer noch nicht genutzt wird.

00:11:12: Da ist noch etwas Geduld angesagt.

00:11:15: Übrigens gibt es viel Kritik seitens der Ärzteschaft.

00:11:20: Statt eines modernen digitalen Werkzeugs fühlt sich für viele Ärztinnen und Ärzte die EPA eher wie so Notbehälfe ein.

00:11:28: Also wie so eine Box, in die man Daten ablegt, aber ohne Suchfunktion, ohne klare Ordnung.

00:11:34: Das System der EPA ist zu komplex, das sagen auch Krankenhäuser.

00:11:39: Ja, das klingt allerdings ernüchternd.

00:11:42: Ja, viele Praxen sagen, die Idee ist gut, aber die Umsetzung hängt.

00:11:47: Und auch Patientinnen und Patienten finden oft keinen Zugang, weil eben diese Apps kompliziert sind oder nicht barrierefrei.

00:11:53: Gerade für diejenigen, die am meisten profitieren könnten, also ältere Menschen oder chronisch kranke Menschen, ist die Nutzung derzeit noch schwierig.

00:12:01: Es gibt Menschen, die kein Smartphone oder Laptop PC besitzen oder nicht in der Lage sind, mit einer App ihre Epa zu verwalten.

00:12:09: Das heißt, diese Menschen sind dann von ihrer eigenen Epa eigentlich ausgeschlossen?

00:12:13: Oder gibt es irgendeine Möglichkeit, wie diese Menschen dann doch die Epa auch für sich nutzen können?

00:12:20: Ja, die Nutzung ist tatsächlich eingeschränkt.

00:12:23: Bei vielen geht es dann meist nur über den Vertreter.

00:12:26: Also sie können Angehörige oder andere Vertrauenspersonen berechtigen, ihre Epa zu verwalten.

00:12:32: Also das können bis zu fünf Vertreterinnen ihres Vertrauens sein.

00:12:37: Über das konkrete Verfahren informiert die Krankenkasse.

00:12:40: Außerdem gibt es dann noch die Ombudstelle der Krankenkasse.

00:12:43: Also die Krankenkassen mussten diese Ombudstellen einrichten und die Beraten unterstützen versicherte eben bei der Nutzung der EPA.

00:12:51: Also zum Beispiel, wenn es um Widersprüche geht oder Zugriffsberechtigungen auf die EPA.

00:12:58: Okay, also da ist wahrscheinlich auch noch Luft nach oben, was man da noch alles optimieren kann.

00:13:03: Aber... Ein anderes Thema, das ja viele Menschen umtreibt, ist die Sicherheit.

00:13:08: Es gab ja zur groß angelegten Einführung gleich in den ersten Mai-Tagen, im Jahr twenty-fünfundzwanzig, Meldungen über Hackerangriffe.

00:13:17: Wie

00:13:18: sicher sind denn meine Daten wirklich?

00:13:22: Das DEPA muss Sicherheitsstandards entsprechen.

00:13:25: Also zuständig ist die Gematik, das ist die Digitalagentur des Bundes, gemeinsam mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.

00:13:35: Trotzdem hat der Chaos Computer Club gleich mehrfach Schwachstellen nachgewiesen.

00:13:40: In der April wurde bekannt, dass Hacker in der Lage waren, eine neu eingeführte Schutzverkehrung zum Gehen und sogar auf eine Patientenakte zuzugreifen.

00:13:49: Das war ein herber Rückschlag für das Vertrauen.

00:13:52: Gesundheitsminister Lauterbach, damals noch Kommissarisch im Amt, hat bestätigt, dass es diese Lücken gab, aber betont, dass sie schnell geschlossen wurden.

00:14:01: Das klingt aber trotzdem beunruhigend.

00:14:04: Das ist es auch.

00:14:05: Also Vertrauen in die Sicherheit ist das A und O. Also wenn Menschen Angst haben, dass ihre Daten nicht geschützt sind, wird die EPA nicht angenommen.

00:14:14: Die Gematik hat bei den Sicherheitslücken nachgebessert und weitere Schutzmaßnahmen getroffen und insoweit wird das die Sicherheit, wird da ein hoher Wert draufgelegt und immer wieder verbessert.

00:14:27: Wie geht es denn jetzt weiter?

00:14:30: Also seit dem Oktober, ist die EPA wie gesagt verpflichtend für Praxen, Apotheken und Krankenhäusern und auch andere aktuelle Gesundheitswesen, also wie Pflegeeinrichtungen sollen künftig auch Zugriff erhalten.

00:14:45: Parallel wird auch weiter ausgebaut, also etwa mit Notfalldaten für den Rettungswagen, die bislang noch fehlen.

00:14:55: Auch möchten immer mehr private Krankenkassen eine E-Per anbieten.

00:14:59: Das machen bisher nur wenige.

00:15:02: Aber der Hauptkritikpunkt ist immer noch der, dass Menschen nur ein Smartphone oder PC-Laptop keinen umfassenden Zugriff auf ihre E-Per haben.

00:15:10: Hier standen Lösungsvorschläge im Raum von Terminals in ausgesuchten Apotheken und in Krankenhäusern, von denen aus auch weniger digital erfinde Menschen Zugriff auf ihre E-Per haben sollen, möglichst barrierefrei.

00:15:25: Auch hier hängt die Infrastruktur den Anforderungen leider noch weit hinterher.

00:15:29: Also noch ein gutes Stück Weg vor uns.

00:15:32: Genau.

00:15:33: Also die EPA ist ein wichtiges Projekt, vielleicht sogar das wichtigste Digitalprojekt im Gesundheitswesen.

00:15:40: Aber die Umsetzung und auch die Infrastruktur eben für digital weniger affine Patientinnen und Patienten muss weiterhin dringend besser werden.

00:15:49: Also damit dieser Nutzen wirklich bei den Patientinnen und Patienten ankommt.

00:15:54: Auch zum Thema Aufklärungsarbeit gibt es noch viel zu tun.

00:15:58: Also viele Patienten und Patienten haben noch gar nicht auf dem Schirm, dass sie mit der App selbst Zugriff auf ihre EPA nehmen können.

00:16:06: Es ist ihre Akte.

00:16:07: Und die ersten Dokumente sind ja dort bereits hinterlegt.

00:16:12: Das bedeutet aber auch... dass Patientinnen und Patienten selbst eben aktiv werden müssen, wenn sie beispielsweise einzelne Ärzte Zugriffrechte verweigern möchten oder Diagnosen oder bestimmte Medikamente einpflegen oder nicht sichtbar machen möchten.

00:16:27: Das waren jetzt schon viele Informationen.

00:16:29: Lassen Sie mich nochmal kurz zusammenfassen.

00:16:32: Also seit Anfang zwanzig, fünfe zwanzig haben alle gesetzlich versicherten eine E-Part, die auch bereits automatisch mit den ersten Daten bestückt wurde.

00:16:40: Außer Sie haben aktiv widersprochen.

00:16:43: Bisher sind das aber rund etwa nur fünf Prozent, die widersprochen haben.

00:16:47: Angesichts der erwarteten Zahlen kann man das auch als Erfolg bezeichnen.

00:16:52: Die Idee

00:16:53: der EPA

00:16:54: ist grundsätzlich überzeugend.

00:16:56: Alle Gesundheitsdaten an einem Ort, bessere Versorgung, weniger Doppeluntersuchung.

00:17:01: Die Realität sieht aber so aus, dass die Technik noch nicht überall einsatzbereit ist.

00:17:06: Es gibt nach wie vor Sicherheitsbedenken.

00:17:09: Viele finden die Nutzung kompliziert.

00:17:11: Barrierefreiheit ist noch nicht gegeben, deswegen ist der versprochene Zugriff nicht allen Menschen möglich.

00:17:18: Trotzdem bleibt die EPA ein entscheidender Schritt in Richtung Digitalisierung unseres Gesundheitswesens.

00:17:26: Gibt es

00:17:26: etwas, dass Sie, liebe Frau Pinteritsch, unseren Hörerinnen und Hörern vielleicht abschließend noch mit auf den Weg geben möchten?

00:17:34: Ja, das gibt es, Frau Pfennig.

00:17:36: Also, sofern Sie die Erstellung Ihrer EPA nicht widersprochen haben, laden Sie sich bitte die App herunter und machen Sie sich damit vertraut.

00:17:45: Scheuen Sie sich nicht auch bei Ihrer Krankenkasse anzurufen, wenn Sie hier zu Fragen haben.

00:17:50: Wenn Sie sich mit der App vertraut gemacht haben, sind Sie besser vorbereitet auf den nächsten Arztbesuch und können auch selbst entscheiden, welche Daten in Ihrer Epa abgelegt werden oder welche Sie vielleicht auch nicht dort liegen haben möchten.

00:18:03: Sprechen Sie bei Ihren Arztbesuchen Ihre Ärzte gezielt auf die EPA an und fragen nach, was an Informationen in Ihrer EPA abgelegt wird.

00:18:12: Und wenn Sie die App heruntergeladen haben, können Sie Ihre EPA auch selbst um wichtige ältere medizinische Dokumente ergänzen.

00:18:20: Allerdings können Sie aus Sicherheitsgründen nur PDFs hochladen.

00:18:24: Die werden dann automatisch in das noch sichere PDF-A-Format transferiert.

00:18:31: Und noch ein Tipp dazu.

00:18:34: Ihre Krankenkasse ist verpflichtet, Ihnen bei der Digitalisierung der Daten zu helfen.

00:18:40: Zweimal innerhalb von vierundzwanzig Monaten können Sie Ihre Krankenkasse auch bitten, bis zu zehn ältere medizinische Dokumente als PDF zu digitalisieren und in Ihre E-Per hochzuladen.

00:18:53: Diese Regelung wurde eingeführt, um Ärzte zu entlasten, die das nicht leisten können.

00:19:00: Vielen Dank, Frau Pinteritsch, für die vielen Informationen und Tipps und Ihre Einordnung.

00:19:06: Ja, sehr gerne, Frau Pfennig.

00:19:10: Das war's für heute von Reingehört.

00:19:11: Vielen Dank, dass Sie wieder dabei waren.

00:19:14: Die Kontaktmöglichkeiten zur VdK-Patientenberatung sowie weiterführende Links finden Sie wie immer in den Shownutz zu dieser Episode.

00:19:23: Ich bedanke mich bei Ihnen fürs Zuhören und sage Tschüss, bis zum nächsten Mal.

00:19:28: Das war Reingehört beim Sozialverband VdK Baden-Württemberg.

00:19:32: Was Patientinnen und Patienten wirklich interessiert?

00:19:36: Wenn Ihnen diese Episode gefallen hat und Sie künftige Folgen nicht verpassen möchten, dann abonnieren Sie gerne unseren Podcast.

00:19:43: Weitere Informationen zu uns und unserem Thema finden Sie in der Episodenbeschreibung oder unter www.vdk-bw.de.

Über diesen Podcast

Im Podcast "Reingehört beim Sozialverband VdK Baden-Württemberg. Was Patientinnen und Patienten wirklich interessiert“ geht es um aktuelle Themen der VdK-Patientenberatung, ein exklusives Beratungsangebot des Sozialverbandes VdK Baden-Württemberg. Bei der VdK-Patientenberatung können sich Menschen in schwierigen Situationen unabhängig und neutral informieren zu gesundheitsrechtlichen, medizinischen oder psychosozialen Fragestellungen. Die Beratung erfolgt immer persönlich und individuell.

Die Expertinnen der VdK-Patientenberatung klären uns in diesem Podcast über unser Recht als Patientin oder Patient auf – unterhaltsam wie informativ. Sie helfen verschiedene Therapieansätze zu verstehen und unterstützen dabei, uns im Informationsdschungel zurecht zu finden. Welche Leistungen stehen mir zu und wo bleibe ich auf Kosten sitzen? Wie wird meine Patientenverfügung rechtskräftig – und worauf muss ich hier achten? Oder auch: Was muss ich tun, um trotz zunehmender Einschränkungen zuhause wohnen bleiben zu können?
Fragen, die oft unbeantwortet bleiben, werden hier im Podcast in Form von spannenden Interviews gestellt und unabhängig, kompetent und nicht zuletzt einfühlsam von den professionellen Beraterinnen beantwortet.

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von und mit Sozialverband VdK Baden-Württemberg e.V.

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